Ju-Jutsu meets Theater - Theater im Duo-Wettkampf und an Prüfungen

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Nicht nur Teilnehmer von Selbstverteidigungskursen können im Ju-Jutsu vom Theater profitieren, sondern auch jeder, der regelmäßig ins Training kommt und irgendwann Gürtelprüfungen ablegen oder an Duo-Wettkämpfen teilnehmen möchte.

Die Prüfung

Jede Gürtelprüfung ist eine Präsentation und somit dem Theaterspiel anverwandt. In den unteren Kyu-Prüfungen präsentieren die Prüflinge (Schauspieler) den Prüfern und Zuschauern (Publikum), im Vorfeld (Probenphase) unter Anleitung des Trainers (Regisseur) genauestens einstudierte Techniken (Bühnenchoreographie) um danach eine angemessene Anerkennung (Applaus) zu erhalten. In den höheren Kyu- und den unteren Dan-Prüfungen weicht die Choreographie mehr und mehr der Improvisation. In den letzten beiden Prüfungen wird den Prüflingen schließlich beides in Perfektion abverlangt: die Choreographie in der Kata und die Improvisation im restlichen Prüfungsverlauf.

Die Choreographie oder Die Kunst der Wiederholbarkeit

Von Charlie Chaplin ist bekannt, dass er sich über viele Stunden lang damit beschäftigte, wie man eine Türklinke hinunterdrückt. Er hat den selben Vorgang immer und immer wieder wiederholt und analysiert.

Als Trainer weiß man um die hohen Wiederholungszahlen, die nötig sind, um eine Technik richtig zu beherrschen. Ich möchte an dieser Stelle darüber hinaus Möglichkeiten aus dem Theater aufzeigen, einen Bewegungsablauf einzustudieren und wiederholbar zu machen:

  • Spiegel – Give and take

Die erste Übung ist eine Hinführung zum Kopieren und läuft ganz ähnlich ab, wie das zuvor beschriebene 'Give and take'. Zwei Partner stehen sich wieder gegenüber. Der eine beginnt, macht eine große Ganzkörper-Bewegung und findet danach zurück in den neutralen Stand. Nun ist der zweite an der Reihe. Dieser kopiert zuerst die Bewegung des anderen anderen und macht erst dann eine neue, eigene Bewegung vor, die dann wiederum der andere kopiert. Wichtig ist, dass die Bewegungen exakt kopiert werden. Dazu ist es hilfreich, wenn die Bewegungen anfangs langsam ausgeführt werden und nicht zu komplex sind.

  • Bewegung weitergeben

Alle stehen in einem Kreis. Ein Teilnehmer beginnt und macht eine große Bewegung. Diese versucht sein linker Partner nun zu kopieren. Und dessen linker Partner von ihm, und so weiter. Wichtig ist, dass nicht alle einfach die anfangs gezeigte Bewegung machen, sondern immer versuchen die Bewegung ihres Vordermannes exakt zu kopieren. Dadurch verändert sich die Bewegung mit der Zeit, da doch immer wieder jemand einen Fehler macht oder die Bewegung vergrößert oder verkleinert.

  • Kopieren (zu zweit)

Beim Kopieren macht ein Partner keine abstrakte Bewegung mehr vor, sondern eine ganz konkrete Handlung (zum Beispiel Holzhacken). Nun muss der andere versuchen, diese Handlung exakt zu kopieren. Schafft er es, wechseln die Rollen, schafft er es nicht, zeigt der erste Partner noch einmal seine Handlung (diese sollte natürlich exakt wie beim ersten Mal sein!!). Anfangen sollte man auch bei dieser Übung mit leichten und vor allem kurzen Handlungen. Mit der Zeit können die Handlungen immer komplexer und länger werden. Während der Übung darf nicht gesprochen werden.

  • Kopieren (in der Gruppe)

Als Trainer kann man nun, wenn die Gruppe mit dem Kopieren vertraut ist, ihnen eine leichte Ju-Jutsu-Kombination zeigen, ohne im ersten Schritt etwas dazu zu sagen. Man zeigt die Übung mehrfach aus verschiedenen Blickwinkeln und natürlich sehr langsam. Die Teilnehmer sollen nun versuchen, die Kombination zu zweit zu rekonstruieren.

Nach einigen Minuten des Übens ruft man die Gruppe wieder zusammen und zeigt die ganze Kombination noch einmal. Jedes Paar kann nun genau auf die Stellen achten, die beim Üben schwierig waren.

Im nächsten Schritt und nach einer weiteren Übungsphase, dürfen ein oder zwei Paare die Kombination vorführen und die anderen versuchen zu erkennen, ob diese richtig ist oder nicht. Danach zeigt man die ganze Kombination noch einmal Schritt für Schritt und erläutert nun, was genau nacheinander passiert. In der letzten Übungsphase geht man von Paar zu Paar und verbessert eventuell noch letzte Fehler.

Es versteht sich von selbst, dass diese Übung nur mit Kombinationen gemacht werden darf, von denen beim Herumprobieren keine Gefahr ausgeht.

  • Zählen

Als Regisseur kommt man immer wieder in die Situation, dass man mit den Schauspielern gemeinsam einen Tanz einstudieren darf. Bei diesem müssen alle Bewegungen synchron sein und auf die Musik passen. Um dies zu erleichtern, wird jede Bewegung mit einer Zahl des Taktes verbunden. Man zählt also bei einem 3/4-Takt: eins, zwei, drei, eins zwei drei.

Diese Methode kann man auch im Ju-Jutsu anwenden, wenn man neue Kombinationen lernt. Eins – Hals verkürzen und Fingerstiche zu den Augen. Zwei – Griffsprengen mit Schritt nach hinten. Drei – Ausfallschritt nach vorn mit Ellenbogenschlag ins Gesicht. Vier – Beinstellen.

Gerade bei sehr langen Abläufen (Katas) kann diese Methode sehr hilfreich sein.

  • Assoziationsketten

In der Intensiv-Vorbereitung vor einer Prüfung kann man sich an dieser Aufgabe versuchen. Ein Partner macht alle Kombinationen durch, der andere greift durchgehend an. Beide versuchen während der gesamten Zeit eine Assoziationskette zu bilden. Das heißt: der Angreifer sagt ein Wort seiner Wahl z.B. 'Hund'. Darauf sagt der Verteidiger ein Wort, das ihm spontan zum Thema 'Hund' einfällt z.B. 'Floh'. Dann ist der Angreifer wieder an der Reihe. Es dürfen keine Pausen entstehen und es darf kein Wort doppelt gesagt werden.

Eine Mögliche Assoziationskette wäre zum Beispiel: Hund – Floh – Zirkus – Zelt – Camping – Ausflug – Rucksack – Tasche – Taschenlampe – Licht – Kerze – Weihnachten…

Die Improvisation oder „Die Kunst, ohne Anlauf durch den Stegreif zu springen.“

Das in der Überschrift verwendete Zitat von Georg Thomalla beinhaltet zwei wichtige Aspekte der Improvisation: erstens die Unmittelbarkeit und zweitens den hohen qualitativen Anspruch.

Nehmen wir als Beispiel eine fiktive Selbstverteidigungssituation: ich war nach einem langen, anstrengenden Tag noch mit ein paar Freunden im Restaurant und bin nun alleine auf dem Weg zu meinem Auto. Es ist dunkel. Mir ist kalt. Es regnet. Plötzlich werde ich hart zur Seite gestoßen…

Den ersten Angriff konnte ich nicht abwehren. Ich habe ihn nicht gesehen. Auf den zweiten Angriff muss ich jedoch reagieren und zwar schnell. Ich habe keine Zeit, mir zu überlegen: 'Mache ich jetzt einen Armstreckhebel, oder doch besser eine große Außensichel… ?' Ich muss handeln. Aber wie? Wenn meine erlernten Techniken jetzt nicht qualitativ hochwertig sind, funktionieren sie nicht und ich verliere den Kampf. Qualitativ hochwertig heißt an dieser Stelle vor allem effektiv. Ein harter Tritt zwischen die Beine ist auch qualitativ hochwertig.

Auch in Gürtelprüfungen gibt es immer mehr Situationen, in denen der Prüfling improvisieren muss. Ein Beispiel hier sind die Weiterführungstechniken im Dan-Bereich. Der Prüfer nennt dem Prüfling zum zweiten Dan eine Ju-Jutsu-Technik (einen Hebel oder Wurf) und dieser muss spontan (Unmittelbarkeit) eine passende Kombination finden, die einem 2. Dan angemessen ist (qualitativer Anspruch). Das ist noch leicht. Jetzt wird jedoch die Technik gestört. Und zwar, unter Umständen, auf eine Art und Weise, die dem Prüfling völlig neu ist. Jetzt muss der Prüfling wieder ohne nachzudenken (Unmittelbarkeit) die Technik so weiterführen, dass die Energie des Partners möglichst optimal genutzt wird (qualitativer Anspruch).

Im Theatersport wird die Kunst der Improvisation schauspielerisch auf die Spitze getrieben. Bei diesen Veranstaltungen treten zwei Teams in Spielen gegeneinander an und improvisieren um die Wette. Der qualitative Anspruch zeigt sich hier darin, wie kreativ und witzig die Schauspieler reagieren. Und dem Publikum ist oft nicht klar, wie viel Arbeit hinter diesen lockeren Sprüchen steckt.

Im Folgenden möchte ich einige Improvisationsübungen beschreiben, die man so im Ju-Jutsu zur Gürtelprüfung verwenden kann:

  • Gruppenbefehle

Bei diesem lockeren Aufwärmspiel laufen alle Teilnehmer durcheinander. Auf ein Signal des Trainers hin, müssen nun alle blitzschnell eine bestimmte Aktion ausführen. Eine bekannte Version dieses Spiels ist 'Feuer, Wasser, Erde, Luft'. Hierbei müssen sich zum Beispiel alle beim Wort Feuer schnell im Kreis drehen um die Flammen zu löschen, beim Wort Wasser schnell auf eine blaue Matte stellen, beim Wort Erde flach auf den Bauch legen und beim Wort Luft auf eine der Bänke stehen.

Das Spiel wird jedoch schwerer je ähnlicher die Signale sind. Zum Beispiel bedeutet einmal klatschen vom Trainer, einfrieren, zweimal klatschen vom Trainer, auf den Boden legen und einmal klatschen vom Co-Trainer auf den Boden sitzen. Natürlich kann man dieses Spiel auch direkt mit Ju-Jutsu-Techniken (z.B. Fallschule) verbinden.

  • Reaktionsspiel zu zweit

Immer zwei Teilnehmer stehen sich gegenüber. Die beiden machen Schere-Stein-Papier und der Gewinner führt eine bestimmte Aktion aus (z.B. fangen), auf die der andere reagieren muss (z.B. wegrennen). In einer gesteigerten Version hat der Gewinner immer aus drei möglichen Aktionen die Auswahl (z.B. fangen, wegrennen, einfrieren) und der andere muss adäquat reagieren (z.B. wegrennen, fangen, einfrieren). Reagiert er falsch oder nicht schnell genug, bekommt der Gewinner den Punkt.

  • Welche Kombination?

Eine Gruppe von Prüflingen beschäftigt sich intensiv mit fünf (komplexen) Kombinationen mit unterschiedlichen Angriffen. Am Ende der Stunde werden die Prüflinge in zwei Gruppen eingeteilt: die Geraden und die Ungeraden. Die Geraden verteilen nun die Zahlen 2, 4, 6, 8 und 10 auf die fünf Angriffe und die Ungeraden die Zahlen 1, 3, 5, 7 und 9, jeweils ohne, dass die andere Gruppe die Aufteilung mitbekommt. Nun stellen sich immer zwei Prüflinge, ein Gerader und ein Ungerader, in Verteidigungsposition gegenüber. Auf das Kommando des Trainers zeigen nun beide mit ihrer Führungshand eine Zahl zwischen 0 und 5. Beide Zahlen werden schnell zusammengezählt und das Paar macht eine der folgenden drei Aktionen: bei 0 machen beide 5 Liegestütze, bei 1, 3, 5, 7 und 9 greift der Ungerade mit dem entsprechenden Angriff an und der Gerade muss ich mit der geübten Kombination verteidigen und bei 2, 4, 6, 8 und 10 das Ganze umgekehrt.

  • Die Weiterführungskette-Kette

Die Weiterführungskette ist eine lockere Übung zum Einstieg in die freie (nicht abgesprochene) Weiterführung. Sie ist dem Konter gegen Konter, welcher bis 2007 zum vierten und fünften Dan (auf sehr hohem Niveau) abgeprüft wurde, sehr ähnlich.

Ein Ju-Jutsu-Ka beginnt und macht in einer Kombination eine Hebeltechnik im Stand. Der andere verhindert die Technik und friert ein. Der erste Ju-Jutsu-Ka analysiert nun (anfangs in Ruhe, später immer schneller) die Situation: Wie stehe ich da? Wie steht mein Partner? Wohin geht seine Kraft? Was kann ich gut angreifen? Danach entscheidet er sich für eine neue, möglichst günstige Technik und sagt diese laut, bevor er die Technik durchführt. Der Partner erwacht aus seiner Starre und verhindert auch die neue Technik und das Spiel beginnt von vorn. Die fünfte Technik wird nicht mehr verhindert. Danach werden die Rollen getauscht. Dieses Vorgehen entspricht dem Dreischritt im Theater (wahrnehmen, bewerten, handeln) nach Konstantin Stanislawski.

Tipps und Tricks zur Prüfung

Wie oben bereits beschrieben, ähneln sich Prüfungen und Theateraufführungen in vielen Punkten. Hier noch ein paar Tipps und Tricks, wie man sowohl das eine als auch das andere souverän überstehen kann:

  • Lerne deinen Text

Das klingt banal, ist aber wichtig. Kaum eine andere Sache kann einen auf der Bühne so sehr aus der Bahn werfen, wie ein Texthänger. Es entsteht eine Pause. Das Publikum merkt, dass etwas nicht stimmt. Der Spielpartner schaut einen drängend an und flüstert ein Stichwort, dass man aber beim ersten Mal nicht versteht. Man fällt aus der Rolle, aus der Szene, aus dem Stück. Und das schlimmste: selbst wenn man dann den Text wieder weiß, ist man so aufgeregt, dass die Wahrscheinlichkeit eines weiteren Texthängers ziemlich groß ist. So manch ein Laiendarsteller ist nach so einem Patzer nie wieder auf der Bühne gestanden.

Auch bei Ju-Jutsu Prüfungen gibt es Text. Und je sicherer ich diesen gelernt habe, umso geringer ist die Gefahr ihn in der Prüfung zu vergessen. Was ist Text im Ju-Jutsu? Ein Beispiel:

Prüfer: Zeige mir bitte eine Abwehrtechnik mit der Hand
Prüfling: Ich zeige einen Handkantenblock. Angriff ist ein Schwinger rechts zum Kopf.

Diese Sätze kann man auswendig lernen und üben. Das hat zwei Vorteile: erstens macht man immer klare Ansagen in der Prüfung und zweitens bekommt man eine Sicherheit im Auftreten.

Hier noch eine kleine Übung zum Text lernen: ähnlich wie bei der oben benannten Assoziationskette bekommen die Prüflinge eine Aufgabe und sollen währenddessen ihren Text sprechen. Die Übung sollte eine Dauerschleife sein, wie z.B. der 3er-Kontakt oder eine Stockschlagabfolge aus dem Eskrima. Kann ein Prüfling seinen Text unter dieser Bedingung fehlerfrei aufsagen, wird er ihn auch in der Prüfung mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vergessen.

  • Sei präsent

Wer sich schon öfter Theaterstücke von Laiendarstellern angesehen hat, weiß, dass es immer Darsteller gibt, an die man sich danach noch erinnert und andere, die man sofort wieder vergisst. Das liegt daran, dass die einen den Bühnenraum mit ihrer Präsenz füllen und die anderen fast unsichtbar bleiben.

Bühnenpräsenz kann man üben. Eine leichte Übung (die man allerdings regelmäßig wiederholen muss) sei hier kurz erklärt:

Man steht mit beiden Füßen fest auf dem Boden, die Knie sind leicht angewinkelt. Nun betrachtet man als erstes seine rechte Hand und stellt sich vor, sie strahle helles Licht und Hitze aus. Wenn das klappt, nimmt man die linke Hand hinzu und sieht beide Hände leuchten. Dann kommen die Unterarme dazu, die Ellenbogen, Oberarme, Schultern und so weiter, bis der ganze Körper Licht und Hitze ausstrahlt. Und wenn das gut klappt, versucht man sich möglichst normal durch den Raum zu bewegen, ohne das Gefühl des Ausstrahlens zu verlieren.

  • Sprich klar und deutlich

Dies fällt umso leichter, je besser man seinen Text kann. Klare Aussagen hinterlassen bei Prüfern einen guten Eindruck. Er hat das Gefühl, du weißt, wovon du sprichst, du weißt, was du kannst und du hast Lust dies zu präsentieren.

In Prüfungen zählt neben den Techniken auch immer der Gesamteindruck und den kann man mit diesem und anderen einfachen Mitteln verbessern.

  • Freunde dich mit dem Scheitern an

Als Schauspieler scheitert man. Immer wieder. Man verpatzt die Szene, bekommt die gewünschte Rolle nicht, stolpert auf der Bühne, vergisst seinen Text, usw. Das passiert und dann gibt es nur eine Regel: Weitermachen! Verloren hat nur, wer aufgibt.

Stell dir einmal die Frage: Was ist das Schlimmste, was passieren kann, wenn ich heute versage? Bei einer Prüfung – ich muss die Prüfung noch einmal wiederholen, ich werde von den Trainingskollegen blöd angeschaut, ich blamiere mich vor den Prüfern, ich traue mich nicht mehr ins Training und höre mit dem Ju-Jutsu auf, … Was ist das Schlimmste, das passieren könnte? Beantworte dir diese Frage und setze dich mit der Situation auseinander – dann habe ich meinen Blaugurt eben erst in einem halben Jahr, andere brauchen x Jahre bis sie ihren Blaugurt machen, dann werde ich eben blöd angeschaut – denen werde ich es zeigen, wenn ich in einem halben Jahr meinen Blaugurt habe, …

Der erste Schritt ist, sich mit dem Scheitern anzufreunden – dann verliert es seinen Schrecken – und dann kann man alles dafür tun, um es zu verhindern.

  • Finde deinen Kraftquelle

Lampenfieber gehört dazu. Wer vor einer Premiere (und eine Prüfung ist immer eine Premiere – erst recht dann, wenn man sie wiederholt) nicht wenigstens ein bisschen aufgeregt ist, wird wahrscheinlich beim Auftritt auch nicht alles geben.

Wird das Lampenfieber jedoch zu stark, muss man einen Weg finden, damit umzugehen und eine Möglichkeit, dies zu tun, will ich kurz beschreiben:

Jeder Mensch hat Kraftquellen: enge Freunde, Familienangehörige, Musik, Lieblingsorte, Heilsteine, Krafttiere, Schutzengel, Erbstücke, Fotos, usw. Finde für dich heraus, welche Quelle für dich in schweren Zeiten am kraftvollsten ist und nimm sie zu deiner Prüfung mit. Natürlich kann man die Alpen nicht mit ins Dojo nehmen, aber vielleicht ein Foto vom letzten Urlaub dort und vielleicht ist die geliebte Oma letztes Jahr verstorben, aber stell dir trotzdem vor, sie säße im Publikum und sieht dir zu. Trau dich, deine ganz persönliche Kraftquelle herauszufinden und in Prüfungssituationen anzuzapfen.

Der Duo-Wettkampf

Der Duo-Wettkampf nutzt bereits einige Elemente aus dem Theater (speziell aus dem Bereich des Bühnenkampfes), sodass ich diese hier nur kurz benennen möchte:

  • Die Gegenbewegung

Damit man einen starken Schlag auf der Bühne darstellen kann, braucht man die passende Gegenbewegung. Diese kann entweder ein Ausholen oder ein Zurückziehen sein. Da ersteres im echten Kampf oft wenig sinnvoll ist, wird im Duo-Wettkampf vor allem letzteres eingesetzt. Ein Beispiel ist der Ellenbogenstoß seitwärts. Nach der Technik zieht der Stoßende den Arm weit zurück, um so die Technik hervorzuheben.

  • Die Reaktion des Partners

Angreifer und Verteidiger sind ein Team, sowohl beim Bühnenkampf als auch im Duo-Wettkampf. Damit die Technik des Verteidigers toll aussieht, muss der Verteidiger groß reagieren. Ein klassisches Beispiel ist der Kipphandhebel. Macht der Angreifer einen freien Fall, wirkt der Hebel viel dynamischer als wenn er sich nur seitlich weg rollt. Ein anderes Beispiel ist der Seitstreckhebel. Klopft der Partner gelangweilt ab, wirkt der Hebel lahm, hebt er jedoch die Hüfte (vor gespieltem Schmerz) hoch und klopft laut und kraftvoll ab, wirkt der Hebel effektiv und beeindruckend.

  • Timing

Timing ist das A und O. Reagiert einer der beiden zu früh oder zu spät, wirkt die ganze Szene unecht. Auch wenn ich also weiß, dass mein Partner gleich einen Schwinger rechts zum Kopf macht, darf ich meinen Block erst setzen, wenn der Schlag (fürs Publikum) erkennbar ist. Groß darstellen und Akzente setzen

Auf der Bühne erkennt man nur, was groß und deutlich herausgestellt wird. Eine kleine Handbewegung geht möglicherweise unter, außer man lenkt bewusst die Aufmerksamkeit des Publikums darauf. Für den Duo-Wettkampf bedeutet das zum einen, dass eine Technik immer mit dem ganzen Körper ausgeführt wird (einen Wurf beispielsweise bis zum Ende durchwerfen und die Bewegungen groß darstellen) und zum anderen, dass bestimmte, wichtige Techniken durch minimale Verzögerungen hervorgehoben werden.

  • Körperspannung

Beim Bühnenkampf wie im Duo-Wettkampf (aber natürlich auch z.B. bei Prüfungen) benötigen die Darsteller eine große Körperspannung, Dynamik und Kontrolle. Nur dann können Sequenzen schnell und beeindruckend dargestellt werden.

  • Synchronität

Die Gleichzeitigkeit ist ein stilistisches Mittel im Theater, die im Duo-Wettkampf, aber auch bei Katas zur Anwendung kommt und den gezeigten Techniken einen Rahmen geben. So stehen (oder hüpfen) anfangs beide Partner in der exakt gleichen Verteidigungsposition und stehen am Ende gleich schnell auf um gemeinsam mit einem Kiai wieder dort zu enden.



  1. Theater in Selbstverteidigungskursen
  2. Theater im Duo-Wettkampf und an Prüfungen
  3. Theater in der Trainer-Ausbildung / Kursleiter-Ausbildung
  4. Theater als Vereinswerbung / Verbandswerbung
  5. Fazit