Ju-Jutsu meets Theater - Theater als Vereinswerbung / Verbandswerbung

Aus DJJV Technikum
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Leider ist Ju-Jutsu im Gegensatz zu Judo, Karate oder Taekwondo vielen Menschen noch immer kein Begriff. Der Laie 'weiß', dass die Judo-Kämpfer werfen (Judo ist immerhin olympisch), die Karate-Kämpfer Ziegelsteine zertrümmern und die Taekwondo-Kämpfer irgendwelche 'coolen Kicks a la Chuck Norris' lernen. Und die Ju-Jutsu-Kämpfer?

Dass das Ju-Jutsu viel zu bieten hat, darauf muss ich an dieser Stelle wohl nicht näher eingehen. Die Frage ist jedoch, wie kann man das bekannt machen? Das Angebot eines Vereins kann noch so toll sein, wenn niemand davon weiß, wird sich auch niemand anmelden.

Theater und Film sind zwei Möglichkeiten, das Ju-Jutsu in seiner Vielfältigkeit einem (verhältnismäßig) großen Publikum zu präsentieren.

Verbandswerbung

Ich sehe auf Bundes- oder Landesebene zwei Möglichkeiten, das Ju-Jutsu bekannt zu machen, auf die ich im Folgenden kurz eingehen möchte:

Der Spielfilm

Im Spielfilm wird die zu übermittelnde Botschaft, im Gegensatz zum Beispiel zum Dokumentations- oder Werbefilm, in eine interessante, spannende, überraschende oder lustige Geschichte ver-packt. Der Zuschauer wird unterhalten und lernt sozusagen nebenher das Ju-Jutsu kennen.

Die Idee ist folgende: man dreht nicht nur einen Spielfilm, sondern fünf oder sechs verschiedene, die jeweils einen anderen Schwerpunkt des Ju-Jutsus aufgreifen. Jeder Spielfilm dauert nicht länger als fünf bis zehn Minuten und hat immer das selbe Design (DJJV-Logo, gleiche Schrift, Intro, etc.).

Mögliche Themen könnten zum Beispiel sein:

  • Kinder-Selbstverteidigung
  • Frauen-Selbstverteidigung
  • Wettkampf / Prüfung
  • Gesundheitssport
  • Spiel und Spaß im Training
  • Ju-Jutsu bei der Polizei

Das A und O ist die Qualität der Filme. Sie müssen rundum begeistern und die Zuschauer dazu bewegen, sie weiterzuempfehlen (zu liken).

Für ein solches Vorhaben, müsste der DJJV eine Team zusammenstellen, das diese Filme produziert. Als Theaterpädagoge kann ich die Drehbücher schreiben und Regie führen. Zusätzlich benötigt man einen Kameramann (mit Equipment), einen Cutter, Schauspieler und im besten Fall einen Tontechniker und einen Maskenbildner.

Natürlich bedeutet ein solches Projekt einen großen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Auf der anderen Seite können die Filme über facebook, YouTube, die DJJV-Homepage, die Homepages der Landesverbände und die über hundert Vereinshomepages eine breite Masse erreichen. Sie können so das Bild, das die Menschen vom Ju-Jutsu haben (oder eben gerade nicht), positiv beeinflussen und somit zur Mitgliedergewinnung beitragen.

Ich selbst drehte mit ein paar Schauspielschülern und -schülerinnen vor zwei Jahren einen kleinen Film – allerdings ohne professionelle Ausrüstung – auf den ich in Kapitel 6.2 Wehr dich! genauer eingehe.

Das Tournee-Theaterstück

Will man ein werbeträchtiges Tournee-Theaterstück entwickeln, benötigt man als erstes ein Thema, das in den Schulen Anklang finden könnte (z.B. Mobbing auf dem Schulhof) und arbeitet dieses zielgruppengerecht auf. Man entwickelt ein Theaterstück, das sowohl die Zuschauer (in diesem Fall Kinder und Jugendliche) begeistert (mit spannenden Showkampf-Szenen etc.), als auch eine Botschaft transportiert, die pädagogisch wertvoll ist.

Die Entwicklung des Stücks durchläuft mehrere Phasen:

1. Phase – Kennenlernen / Stückfindung – Intensiv-Wochenende (Fr - So) In der ersten Phase des Projekts haben die Teilnehmer die Möglichkeit sich gegenseitig kennen zu lernen und ein Vertrauen untereinander aufzubauen. Zudem erarbeitet der Regisseur mit ihnen zusammen eine Rohform des Stückes. Sie beschäftigen sich mit den Fragen: Was wollen wir zeigen? Welche Figuren treten auf? Was sind ihre Motive, Beweggründe, Ängste, Wünsche? Was kann in den Szenen passieren? Wo sind Wendepunkte?

2. Phase – Ausarbeitung des Stücks / Text lernen – Zwei bis drei Monate In der zweiten Phase, erarbeitet der Drehbuchautor das endgültige Bühnenstück, erstellt der Regisseur den Probenplan, lernen die Schauspieler ihren Text und sucht der Tournee-Planer Schulen, die Interesse daran haben, dass bei ihnen ein solches Stück aufgeführt wird.

3. Phase – Inszenierung – Zwei Wochen ganztags (am Stück oder aufgeteilt) In der dritten Phase inszeniert der Regisseur mit den SchauspielerInnen die einzelnen Szenen. Die präzise Ausarbeitung von Bühnenchoreographien und komplexen Charakteren ist eine intensive Arbeit und benötigt Zeit. Dementsprechend arbeitet der Regisseur mit den Teilnehmern in diesen zwei Wochen ganztägig an der Inszenierung.

4. Phase – Letzte Proben und erste Aufführungen – Eine Woche ganztags In der letzten Proben-Phase stehen die Aufführungen im Mittelpunkt. Den Anreisetag und den Tag danach nutzt die Gruppe noch einmal um Durchläufe zu proben und an einzelnen Szenen zu schleifen. Am dritten, vierten und fünften Tag sollte, wenn möglich, jeweils eine Aufführung stehen. Dadurch bekommt die ganze Gruppe Feedback, das nun noch in das Stück eingearbeitet werden kann.

5. Phase – Tournee Mit dem fertigen Stück reist die Gruppe nun quer durch Deutschland und spielt an allen Schulen, die Interesse daran haben. Bei jeder Veranstaltung werden Flyer ausgeteilt, Banner aufgehängt und in einer Einführung oder einem Nachgespräch über das Ju-Jutsu informiert.

Ein solches Theaterstück auf die Beine zu stellen nimmt viel Zeit in Anspruch und ist nur dann realistisch, wenn alle Beteiligten für ihre Arbeit ein entsprechendes Honorar bekommen. Es gibt jedoch in Deutschland bestimmt Fördertöpfe die für derartige Projekte Gelder bereitstellen.

Vereinswerbung

Vereine haben gegenüber dem Verband den Vorteil, dass von ihnen keine so hohe Qualität bzw. Professionalität erwartet wird. Man darf einem Vereinsfilm ansehen, dass er von einem Hobbyfilmer gedreht wurde und man darf bei Vereinsaufführungen merken, dass die Darsteller keine professionellen Schauspieler sind. Das heißt aber natürlich nicht, dass die Filme und Aufführungen nicht trotzdem so gut wie möglich sein sollten!

Der Clip

Statt eines langen Werbefilms, empfiehlt es sich für den Verein viel mehr kurze Clips (< 1 Minute) zu drehen und diese auf die Homepage zu stellen. Diese kurzen Clips sollen den Zuschauer emotional ansprechen und im vermitteln, wie toll es in dem Verein ist. Mögliche Inhalte sind zum Beispiel:

  • Ein Ausschnitt wie im Training alle zusammen spielen und lachen
  • Eine kurze Sequenz zweier Ju-Jutsu-Ka, die dynamisch und technisch sauber je eine Kombination zeigen (etwa wie im Duo-Wettkampf)
  • Ein Clip, in dem man sieht, wie ein Teilnehmer auf dem Weg zur Umkleide vom 'Reporter' angesprochen wird und in zwei Sätzen kurz sagt, warum er so gerne ins Training kommt.
  • Ein Ausschnitt, in dem eine 50 jährige Frau eine Technik erklärt bekommt und diese prompt gut umsetzen kann.
  • Ein Ausschnitt in dem eine Frau angegriffen wird und sich zur Wehr setzt

Jeder Clip sollte kurz und knackig sein und am Ende auf den Verein verweisen. Es empfiehlt sich, alle Clips extra zu stellen und gegebenenfalls einzuproben.

Die Ju-Jutsu-Aufführung

Gelegenheiten für Ju-Jutsu-Aufführungen gibt es viele: Vereinsfeiern, Stadtfeste, Märkte auf denen sich die ortsansässigen Vereine präsentieren können, etc.

Wie aber kann eine solche Ju-Jutsu-Aufführung aussehen? Hier ein paar Möglichkeiten:

  • Die Kata

Ein hochgraduierter Ju-Jutsu-Ka führt eine Reihe von spektakulären Ju-Jutsu-Techniken gegen eine ganze Reihe von Gegnern vor. Der Rahmen ist formell und jede Technik bis zur Perfektion geübt. Der Zuschauer soll erkennen, dass viel Training hinter dem Gezeigten steckt und dass Ju-Jutsu mehr ist als nur ein 'Hau-Drauf-Kampfsport'.

  • Der Spaßkampf

Ju-Jutsu-Techniken werden in einen lustigen Kontext verpackt. Die Darsteller haben keinen Gi an und verhalten sich auch sonst nicht der Etikette entsprechend. Um eine solche Szene zeigen zu können, empfiehlt es sich, sich zuvor ein bisschen mit Showkampfelementen auseinanderzusetzen. Ein Ablauf könnte in etwa so aussehen:

  1. A sitzt auf einem Hocker und liest eine Zeitung.
  2. B schleicht sich von hinten an und will A schlagen.
  3. A duckt sich zufällig. B fällt über A. B will aufstehen.
  4. A schlägt die Beine übereinander und 'trifft' B am Kinn.
  5. A steht auf, faltet die Zeitung zusammen und will von der Bühne gehen. C rennt auf A zu und stößt ihn um.
  6. A macht ein Kopfwurf. Steht danach überrascht da ...

Bei dieser Form der Präsentation soll der Zuschauer einfach nur unterhalten sein und gerade nicht merken, wie viel Arbeit in der Szene steckt.

  • Aufführung mit Spezialeffekten

Mehrere Paare zeigen Ju-Jutsu-Techniken in Kombination (genau wie an der Prüfung). Allerdings bauen sie zusätzlich Spezialeffekte ein. Solche Effekte könnten sein:

  • Die Technik einmal in Zeitlupe und einmal schnell
  • Die Technik einmal vorwärts und einmal rückwärts
  • Zwei oder mehr Paare machen ihre Kombinationen exakt parallel
  • Drei oder mehr Paare machen ihre Kombinationen exakt parallel, aber wie bei einem Kanon um eine Aktion versetzt
  • Gemeinsam immer wieder an spektakulären Stellen einfrieren
  • Den Raum abdunkeln und das Ganze mit Schwarzlicht anleuchten
  • Den Raum abdunkeln und das Ganze mit einem Stethoskop anleuchten
  • Der Ju-Jutsu-Choreographie auf Musik

Ein sehr wirksames Mittel bei Aufführungen ist immer die Musik. Eine Möglichkeit ist natürlich, diese einfach im Hintergrund ablaufen zu lassen. Eine andere, sehr viel anspruchsvollere, ist die, die ganze Choreografie auf die Musik aufzubauen.

Hierfür muss man sich als erstes für eine Musik entscheiden und diese sehr oft hören und auf Höhepunkte, Brüche, Tempo, Inhalt, etc. untersuchen. Es empfiehlt sich, ein Musikstück mit einem starken Rhythmus zu wählen.

Nun wird die gesamte Choreografie Stück für Stück aufgebaut. Langsam und sorgfältig. Diese Form der Aufführung benötigt von allen hier Beschriebenen am meisten Vorbereitungszeit. Dafür wirkt das Ergebnis umso beeindruckender!



  1. Theater in Selbstverteidigungskursen
  2. Theater im Duo-Wettkampf und an Prüfungen
  3. Theater in der Trainer-Ausbildung / Kursleiter-Ausbildung
  4. Theater als Vereinswerbung / Verbandswerbung
  5. Fazit